Offener Brief an Herrn Karl-Theodor zu Guttenberg

Von Herrn Venanzio Basso erreichte uns diese Zuschrift:

Verehrter Herr zu Guttenberg

Die letzten Wochen waren wohl in der neueren deutschen Geschichte beispiellos und gehören wohl zu den schmerzvollsten politischen Erfahrungen, die dieses Land in den letzten Jahren ertragen musste, wiewohl für Sie persönlich und Ihre Angehörigen sicherlich eine menschliche Tragödie, dessen Ausmaß man nur erahnen kann.

Doch haben Sie etwas geleistet, dessen Tragweite und Wirkung vielleicht heute nicht sichtbar und in der nahen Zukunft kaum zu ermessen ist und doch – langsam zwar – erste zarte Wurzeln in den Boden der politischen Landschaft auszustrecken beginnt und auf die kostbare Frucht einer gesellschaftlichen Erneuerung hoffen lässt.

Eine der wohl außergewöhnlichsten Fähigkeiten, dessen sich ein Politiker rühmen darf, besteht darin, den Menschen nicht nur Hoffnung auf eine Politik zu machen, deren Inhalte zu ihrem Wohle entsteht und umgesetzt wird, sondern jene auch für eben diese Politik zu interessieren. Was einst Heerscharen von Politikern verzweifelt versuchten und noch bis zum heutigen Tage erfolglos propagieren; nämlich die Bürger dieses Landes nicht nur zu den Urnen zu bringen, sondern sich politisch aktiv für dieses Land einzusetzen, um etwas zu verändern, ist Ihnen in einer Weise gelungen, dem man nur Hochachtung, Respekt und Anerkennung zollen kann.

Sie, verehrter Herr zu Guttenberg, haben ein anmutiges Gut  namens Hoffnung in die Mitte dieser Gesellschaft gebracht; Sie, verehrter Herr zu Guttenberg, haben durch Ihre sehr persönliche Anteilnahme am Geschehen der militärischen Einsätze, ehrliche Zuversicht und festen Glauben in die Herzen Ihrer so geliebten Soldaten, die treu diesem Staate dienen, getragen; sie haben schließlich und endlich die Bürger dieses Landes aus Ihrem politischen Dornröschenschlaf geweckt und deren politischer Gleichgültigkeit ein jähes Ende bereitet. Sie haben dieser Gesellschaft vorgeführt, dass Politik, interessant, frisch, leidenschaftlich und, ja, auch begeisternd sein kann. Niemand, der sich heute zur politischen Klasse zählt, wird die Faszination, die Sie in diese Republik tragen und welche heute hunderttausende Blüten trägt, sowie den überwältigenden Zuspruch den ein Politiker ihres Formats erhielt, immer noch erhält und sicherlich auch weiterhin erhalten wird, negieren. Es ist ihr alleiniger Verdienst, wenn Menschen, welche bis vor kurzem der Politik nichts abgewinnen konnten, einen persönlichen Zugang zu dieser Materie finden konnten und sich vielleicht zum ersten Mal in Ihrem Leben mit dieser nicht nur beschäftigen, sondern aktiv daran teilnehmen wollen und durch Ihr Vorbild sich dazu verpflichtet fühlen. .

Dies ist eines der Wunder, dass sie ermöglichten, einzig und allein mit Ihrer Gabe, die Menschen dort zu treffen, wo ein Politiker in unserer heutigen Gesellschaft in aller Regel keinen Zugang mehr findet: mitten ins Herz!

Diese menschliche, politische und gesellschaftliche Leistung gebührt Ihnen allein, niemand anderem und mögen es noch so viele Neider verleugnen. Es wird jedoch die Zeit kommen, in welcher die Geschichte ihr eigenes Urteil fällen und jenen die Schamröte in die Gesichter treiben wird, deren Umgang mit Ihnen von einer wohl bisher unerreichten Würde-, und Schamlosigkeit geprägt wurde.

Sie mögen kein Doktortitel mehr haben, doch besitzen Sie etwas, dessen Geltung, Vortrefflichkeit und Wert wohl jenen Titel bei weiten übertrifft und zur Gänze in den Schatten stellt: Die Zuneigung, das Vertrauen und den Zuspruch eines großen Teils und der Mehrheit dieser Gesellschaft, die bereits den Glauben an jene verloren haben, welche vorgeben, dem Wohle des Volkes zu dienen.

Umso schmerzlicher ist ihr Rückzug; der Rückzug eines integeren Mannes, eines großen Politikers und eines einzigartigen Hoffnungsträgers.

Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, Ihnen, verehrter Herr zu Guttenberg, diesen offenen Brief zu schreiben, von dem Wissen beseelt, das Ihre Rückkehr in die Politik für viele in diesem Land eine große Hoffnung bedeutet und welche zu enttäuschen einer politischen Katastrophe entspräche, jedoch in persönlicher Hinsicht nur menschlich, allzu menschlich wäre.

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